Die Corona-Pandemie hat vieles auf den Kopf gestellt: Auch die Schulen standen und stehen mit Homeschooling und Wechselunterricht, Lernplattformen und Testpflicht vor vielen neuen Herausforderungen. Dies macht es auch für Angebote der (außerunterrichtlichen) politischen Bildung in Schule schwer, Lehrkräfte und ihre Klassen zu erreichen. Um hier neue Wege zu beschreiten, hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) eine seit dem Jahr 2013 etablierte Ausstellung für einen digitalen Workshop neu aufbereitet. – Dieses neue virtuelle Workshop-Format zur Wanderausstellung „Was glaubst Du denn?! Muslime in Deutschland“ wurde jetzt mit einer 8. Klasse der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule (ESG) Bonn erfolgreich erprobt. Die beiden Trainerinnen der bpb trafen sich hierfür mit den Schüler/innen und ihrer Klassenlehrerin Frau Niessen in einer Videokonferenz und kamen mit ihnen über die Themen „Religiosität“ und „Identität“ ins Gespräch.
Schon die erste praktische Übung nach der Begrüßung und der kurzen Kennenlernrunde hat das Eis mit den Schüler/innen gebrochen und sie zum Diskutieren eingeladen. Gezeigt wurde eine Deutschlandkarte, an der sich ermitteln lässt, wie stark die einzelnen Weltreligionen in Deutschland sind (ungefährer Anteil in Prozent). Die Zahlen sind nicht sofort sichtbar, sondern die Jugendlichen sollten zunächst Tipps abgeben. Die Tipps der Jugendlichen streuten sich von 5 bis 80 Prozent und zeigten die unterschiedlichen Einschätzungen auf. Diese Übung ermöglicht es, zum Einstieg mit der Klasse über das Zahlenverhältnis der Glaubensgemeinschaften zu sprechen und darüber zu diskutieren, wie weit die individuellen Wahrnehmungen und die statistischen Tatsachen teils auseinandergehen. – Nach der Auflösung fragte dann eine der Trainerinnen, wen es alles überraschen würde, dass in Deutschland nur etwa 6 Prozent Muslime lebten. Viele reagierten überrascht: „Wow, so wenig!“, „Hätte ich nicht gedacht!“. Gefragt nach dem Grund der Einschätzung entgegnete eine Schülerin: „Ich dachte, es wären mehr, weil ich in meiner Umgebung viele Muslime sehe, zum Beispiel in der Schule“. Hieran anschließend diskutierten die Jugendlichen über ihre Bilder und Vorstellungen über den Islam und Muslim/innen. Anhand weiterer Übungen ertappten sie sich bei eigenen Vorurteilen und reflektierten über deren Gründe und welchen negativen Einfluss diese auf die Betroffenen und das Zusammenleben haben. Des Weiteren diskutierten sie über Diskriminierungserfahrungen und setzen sich mit der Vielfalt von Lebensentwürfen muslimischer Jugendlicher aus der Ausstellung auseinander. Auf die Frage, ob sie auch Freund/innen mit einer anderen Religion haben, meinte eine Schülerin „Mir ist es einfach wichtig, dass wir zusammen Spaß haben.“- Nach Abschluss dieses ersten Digitalen Workshops zur Ausstellung waren alle Seiten hoch zufrieden. Die Klassenlehrerin Barbara Niessen war begeistert: „Der Workshop war sehr gut. Vielen Dank für das tolle Angebot.“
Zum Hintergrund: Die Ausstellung „Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Innern (BMI) durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erstellt. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I aller Schulformen. Die Idee zur Ausstellung entstand in Anlehnung an die Zielsetzung der Deutschen Islam Konferenz (DIK). An der Konzeption hat u.a. auch der Islamwissenschaftler und Lehrer für Islamunterricht an der ESG Bonn Bernd Bauknecht mitgewirkt. mehr Infos dazu hier: https://www.wasglaubstdudenn.de
An der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule (ESG) wurde dieser Workshop organisiert durch den Präventionsbeauftragten Jan-Hendrik Weinhold-Flum im Rahmen des Projekts „CleaRTeaching“. Dieses Projekt wird in Trägerschaft der Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. (AGB) durchgeführt und durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert. Hier weitere Infos: https://www.clearing-schule.de/ (Verfasser: Jan-Hendrik Weinhold-Flum)