Elisabeth Selbert

Ich geh auf die Elisabeth-Selbert-Gesamtschule!

esZwanzig Jahre lang hieß unserer Schule „Gesamtschule Bonn-Bad Godesberg“. Ab jetzt wird sie „Elisabeth-Selbert-Gesamtschule“ heißen.

 

Warum überhaupt einen Namen?

Ein Name steht für Werte, für die wir uns bewusst entscheiden, wenn wir diesen Namen wählen. Die Identifikation des Kollegiums und der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Schule ist wichtig, da mit sie sie als die ihre empfinden und nicht als eine anonyme, für sie fremde Institution. Nur wenn sie die Schule zu ihrer Schule machen, setzen sie sich auch für ihre Schule ein. Mit einem Namen entsteht Orientierung, mit einem Namen kann sich ein Wir-Gefühl besser entwickeln.

 

Warum nach zwanzig Jahren einen Namen?

Es ist ein guter Zeitpunkt um Bilanz zu ziehen. Die Jahre des Aufbaus sind vorbei. Mit einem Namen lässt sich ausdrücken, wo die Schule heute steht und welche Richtung sie in Zukunft einschlagen wird.

 

Warum Elisabeth Selbert?

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – dieser Satz stünde heute nicht in unserer Verfassung, wenn nicht sie, eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“, 1948/49 im Parlamentarischen Rat hartnäckig dafür gekämpft hätte. Ihr Antrag wurde zweimal abgelehnt, erst unter dem Druck der Öffentlichkeit, die Selbert mobilisierte, wurde Artikel 3 des GG verabschiedet.

 

Elisabeth Selbert repräsentiert unsere Schule in mehrfacher Hinsicht.

„Es ist ein grundlegender Irrtum, bei der Gleichberechtigung von der Gleichheit auszugehen. Die Gleichberechtigung baut auf der Gleichwertigkeit auf, die die Andersartigkeit anerkennt.“

Selbert, Elisabeth: Zweite Lesung im Hauptausschuss am 18.1.1949. – Zitiert nach Böttger, Barbara: Das Recht auf Gleichheit und Differenz. Elisabeth Selbert und der Kampf der Frauen um Art.3 II Grundgesetz. Münster 1990. S.218.

 

Ihr Verständnis von Gleichberechtigung ist Dreh- und Angelpunkt unserer pädagogischen Arbeit. Sie war eine Person, für die Bildung eine große Rolle spielte. Sie scheute keine Anstrengung und Mühe, um unter erheblichem Kraftaufwand über den zweiten Bildungsweg bis zur Promotion zu kommen.

Dabei musste sie finanzielle Hürden überwinden, Diskriminierungen als Mädchen erfahren, sich mit massiven Vorurteilen gegenüber Studentinnen auseinandersetzen und das in einer Zeit, die von politischen Unruhen und Wirtschaftskrisen geprägt war.

Sie steht auch für das Grundgesetz als Ganzes, welches in Bonn im Museum König und in der Pädagogischen Akademie (später Bundeshaus) beraten und verabschiedet wurde. Der demokratische und rechtsstaatliche Aufbau der Bundesrepublik Deutschland nach dem Nationalsozialismus war ihr ein zentrales Anliegen. Die Werte des Grundgesetzes zu unseren zu machen und mit Leben zu füllen, sehen wir als wichtige erzieherische Aufgabe.

Mit Elisabeth Selbert haben wir uns für eine Frau als Namenspatronin entschieden, die noch nicht so bekannt ist, aber es verdiente bekannter zu werden. Wir setzen damit auch ein Zeichen in der Bonner Schullandschaft, denn bei den Schulnamen sind Frauennamen immer noch gnadenlos unterrepräsentiert.

Was Elisabeth Selbert vor allem auszeichnete, war ihr ebenso unerschrockener wie praktischer Eigen-Sinn. Das passt gut zu einer Schule, die sich Zivilcourage, wenn nicht auf ihre Fahnen, so doch auf ihre Eingangsschilder schreibt.

(KS)

Den Vortrag der Autorin und Selbert-Biografin Antje Dertinger anlässlich der Feierstunde zur Namensänderung der Schule vom 22. März 2012 finden Sie hier.