Ein spannender Einblick in die jüdische Kultur

Diese Begegnung war äußerst interessant, aufklärend und angenehmen! Vor kurzem besuchten Junna und Sonja, zwei jüdische Schülerinnen (Q1), zwei 6. Klassen der ESG und stellten sehr authentisch ihr jüdisches Leben in Deutschland vor. Interessant war, dass das orthodoxe Bild des jüdischen Lebens, wie es im zuvor gesehenen Film “Mein geheimnisvoller Nachbar  – eine jüdische Familie in Berlin” dargestellt ist, relativiert und allen klar wurde, dass es auch im Judentum unterschiedliche Auslegungen bzw. Facetten der Religion gibt. Die Schülerinnen stellten die Grundpfeiler des Judentums vor. Sie erklärten Begriffe, wie Koscher, Bar Mitzwa, Kippa, Thora, Thalmud, Mikwe, Shabbat, Pessach, Davidsstern etc. Sie beschrieben, wie Feste, Hochzeiten etc. gefeiert werden. Junna und Sonja erzählten, dass sie beide deutsche Schulen besuchen und die Koscherregeln nicht streng einhalten. Zudem teilten sie mit, dass sie auch den Shabbat nicht nach strengen Vorschriften halten würden, aber durchaus Bekannte hätten, die diese Regeln ernster nehmen. Dies sei zu tolerieren und zu respektieren, so wie man ihre Lebensweise auch toleriere. Ihre Familien stammen aus der ehemaligen Sowjetunion und seien Mitte der 80er nach Deutschland eingewandert genauso wie der Großteil der aktuell in Deutschland lebenden Juden. Da es in sowjetischen Dörfern nach dem Zweiten Weltkrieg meist nur 3-4 jüdische Familien gab, konnte wohl die jüdische Religion nicht aktiv praktiziert werden (es müssen mindestens zehn jüdische Männer in einer Gemeinde leben, damit das Gebet verrichtet werden könne). Erst seit ihrer Einwanderung in die BRD hätten die Eltern ein stärkeres Bewusstsein für ihre Religion entwickelt und möchten, dass ihre Kinder ihre Wurzeln wiederfinden. So gibt es auch im Bereich Jugendarbeit des Zentralrates der Juden bundesweite Fahrtenprogramme (Mochannat) und Veranstaltungen für jüdische Jugendliche, damit diese sich gegenseitig kennenlernen (Wettbewerbe, Jewrovision…). Zudem präsentierten sie das hebräische Alphabet und die Schüler durften, wenn sie wollten ihren Namen aufschreiben. Die SchülerInnen fanden die Begegnung sehr spannend und interessant. Zudem bemerkten einige muslimische Kinder, wie sehr sich das Judentum und der Islam doch gleichen würden. Die SchülerInnen konnten eindrucksvoll Gemeinsamkeiten benennen und sie erkannten auch Parallelen in der Sprache. Im Anschluss besuchten Junna und Sonja auch die Klasse 6e. Die Idee zu diesem Besuch entstand übrigens unter anderem durch eine Anregung durch die Kultusministerkonferenz (KMK). Nach einigen unangenehmen Vorfällen gegenüber jüdischen Mitbürgern (Echoverleihung, Attacke auf einen kippatragenden Mann in Berlin…)  hat die KMK ein Schreiben an alle Schulen versandt und empfohlen, dass die interkulturelle Begegnung mit jüdischen Einrichtungen bzw. die unterrichtliche Auseinandersetzung mit den Themen jüdische Kultur, Religion, Geschichte verstärkt durchgeführt werden sollte. Das Thema Erinnerungskultur soll möglichst in allen Jahrgangsstufen präsent sein, im Sinne der Friedenserziehung. MX/HI