Die Allgemeinbildung und der Schulerfolg der Kinder sind ein kostbares Gut – viele Eltern überlassen dieses wegweisende kulturelle Kapital heutzutage nur ungern dem Zufall. Vor diesem Hintergrund nahmen in der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule bereits am Donnerstag Abend rund 100 Eltern die Gelegenheit wahr, sich in der Aula über die pädagogischen Angebote der Gesamtschule zu informieren. Schulleiterin Andrea Frings und der Leiter der Oberstufe, Lothar Andereya, standen den Eltern nach einer interessanten Präsentation Rede und Antwort. „Wir öffnen den Eltern die Tore, damit sie an zwei Tagen die Besonderheiten der Schule kennenlernen“, erläuterte Schulleiterin Frings.
Die Schule, die Haupt-, Real- oder GymnasialschülerInnen gemeinsam unterrichtet, verfügt über eine Vielzahl interessanter Angebote, die sie im Standort Bonn überaus attraktiv macht. Dazu zählen der integrative Ansatz und der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern (Inklusion). Im Sprachangebot der Schule sind neben Englisch, Französisch auch Spanisch und Latein enthalten. Darüber hinaus bietet die Schule einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt in den Klassen 5 bis 7 sowie Berufsorientierung (mit Praktikum) für die Klassen 9 und 11 an. Wichtige Säulen der Ganztagsschule mit Mittagsverpflegung sind ein breites Freizeit- und Arbeitsgemeinschaftsangebot, die sozialpädagogische Betreuung sowie der Bereich kulturelle Bildung (mit regelmäßigen Musik-, Theater-, Tanz- und Orchesterangeboten). Ein fundiertes Methodentraining im Kooperativen Lernen, Erlebnispädagogik sowie Projektunterricht runden das Bild ab.
„Alle sprechen positiv über die Schule“
Bereits am Freitag zog es zahlreiche Eltern in die Hindenburgallee 50. Einer von ihnen war Friedrich Lehnberg. Der Vater eines zehnjährigen Sohnes hatte sich einen freien Tag genommen, um mit Frau und Sohn die Angebote der Godesberger Ganztagsschule persönlich in Augenschein zu nehmen. Der Grund, sich von den Vorteilen der Gesamtschule zu überzeugen, so der Beamte des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, sei der gute Ruf, welcher der Schule vorauseile. So habe sein Sohn, der gegenwärtig noch die Grundschule besuche und in seiner Freizeit viel Zeit mit dem Kicken verbringe, regelmäßig Kontakt mit Schülern der Gesamtschule: „Sie sprechen alle positiv über die Schule“, weiß der Vater zu berichten. Gute Erfahrungen haben laut Lehnberg auch die Eltern der Jungen gemacht, deren Kinder bereits seit mehreren Jahren die Gesamtschule besuchen. Von der künftigen Schule seines Sohnes erwarte er sich, dass sie seinem Sohn ein solides Allgemeinwissen vermittele und ihn auf das Leben vorbereite.
Reguläre Unterrichtsveranstaltungen, an denen auswärtige Eltern und SchülerInnen bereits am Freitag teilnehmen konnten, ermöglichten es den Eltern von 9.00 bis 12.40 Uhr (bzw. am Samstag ab 9.55 Uhr), ihre Erwartungen an die zukünftige Schule ihrer Kinder mit der pädagogischen Praxis abzugleichen. Dabei wurden die Gäste überall mit offenen Armen empfangen und aufgefordert, sich am Unterrichtsgeschehen aktiv zu beteiligen. Dass die Einbeziehung der Gäste so gut gelang, verdankte sich wohl nicht zuletzt der Tatsache, dass die kooperativen und schüleraktivierenden Methoden selbstverständlicher Teil des pädagogischen Konzeptes der Schule sind.
Soziale Kompetenzen groß geschrieben
Deutlich wurde dies etwa in der Unterrichtstunde des Biologielehrers Dr. Urban Holter, der mit seiner sechsten Klasse das Thema Schall durchnahm. „Was ist Schall?“ Nachdem die Schülerinnen und Schüler sich einen Merksatz zum Schall erarbeitet und verschiedene Schallquellen identifiziert hatten, sollten sie verschiedene Schallquellen am Experiment selber ausprobieren und ihre Beobachtungen an vier Stationen schriftlich festhalten. Dabei wurden auch die anwesenden Eltern und Kinder, die die Klasse zunächst beobachteten, aufgefordert sich an den Experimenten zu beteiligen. Patricia Walther, Mutter eines neunjährigen Sohnes, der beim Experimentieren mit den Schallquellen kräftig mitmischte, fühlte sich nach der Stunde in ihrem Eindruck bestätigt, dass die Gesamtschule die Kinder tatsächlich ganzheitlich und individuell fördert.
„Diese Schule bietet individuelle Förderung an!“
Auch Jürgen Paßmann, Vater einer Tochter mit Lese-und-Rechtschreibschwäche, zeigte sich über den Tag der Offenen Tür an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule sehr erfreut. Nachdem der Sozialpädagoge die Bonner Schullandschaft regelrecht nach Angeboten für seine Tochter durchkämmt hatte, wurde er schließlich an der IGS fündig: „Diese Schule kann mit Lese- und-Rechtschreibschwäche umgehen! Sie bietet gute individuelle Förderangebote für die betroffenen Kinder an.“ Positive Erfahrungen machte auch Juan Hidalgo, Vater einer behinderten Tochter. Er besuchte den Musikunterricht der Klasse 5a von Andreas Tiggemann. Dabei erlebte Juan Hidalgo, wie seine Tochter zum Mitarbeiten (Thema der Stunde: Notation von Stammnoten) und Musizieren aufgefordert wurde und dabei ganz beschwingt wirkte.
Nach einer kurzweiligen Unterrichtsstunde, in der die SchülerInnen und Eltern mit der Theorie und Praxis der Musik bekannt gemacht wurden, hatten die Eltern Gelegenheit, eigene Fragen an den Lehrer zu richten: „Die Kinder sollen Musik machen, Musik hören und über Musik nachdenken“, erläuterte Andreas Tiggemann. Übrigens bekommen alle SchülerInnen ab der fünften Klasse eine kostenlose musikalische Grundausbildung an verschiedenen Instrumenten und wenn sie wollen, haben sie Gelegenheit, sich durch ihr Können für das bekannte Schulorchester zu empfehlen.
Große Nachfrage nach knappen Oberstufenplätzen
Ein überaus reger Andrang war im Foyer der Schule zu verzeichnen. Eine Infotafel informierte über die Angebote der Oberstufe und der Leiter der Oberstufe, Lothar Andereya, gab den SchülerInnen und Eltern Auskunft über die Aufnahmebedingungen. Da zum neuen Schuljahr lediglich 25 Plätze zu vergeben sind, sahen sich interessierte Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten in der ungewöhnlichen Lage, sich regelrecht um einen Platz bewerben zu müssen. „Die Oberstufe unterbreitet tolle Förderangebote, gerade wenn man Schwächen hat“, erläuterte eine gut informierte auswärtige Schülerin die Attraktivität der Oberstufe. So bietet sie etwa eine Zusatzförderung in Deutsch an. Dank des Turbo-Abis (Stichwort G8) übertraf die Nachfrage laut Andereya alle Erwartungen: „Ich habe rund 200 Gespräche geführt, wenn das so weiter geht, weiß ich gar nicht, wo ich die Zeit für die vielen Anmeldegespräche herholen soll.“ Dass die Oberstufe gut funktioniere, belege das Beispiel von zwei Hauptschülern, die aufgrund ihres Fleißes und der zusätzlichen Förderung mit einem Einser-Abi entlassen wurden.
Ungelöste Sekretariatsfrage: „Jetzt muss dringend Abhilfe geschaffen werden!“
Am Samstagnachmittag zog Schulleiterin Frings schließlich eine positive Bilanz: „Es waren schöne Tage und die Atmosphäre war gut. Wir haben es geschafft, den pädagogischen Ansatz der Schule nach außen zu tragen.“ Dennoch gelte es, noch stärker im Stadtteil zu arbeiten, um in Zukunft mehr Eltern über die Begabungsprofile zu informieren. Unmissverständliche kritische Töne schlug hingegen der Vorsitzende der Schulpflegschaft, Thomas Hainbuch, mit Blick auf die ungelöste Besetzung der Sekretariatsstellen an: „Die momentane Situation ist untragbar!“, meinte der Gesundheitsökonom. Wurde in der Vergangenheit noch vieles von den Lehrkräften aufgefangen, sei das Maß nun voll: „Jetzt muss dringend Abhilfe geschaffen werden“, appellierte er an die Adresse des Schulträgers. (ZF)