Anlässlich des 100. Jahrestages der Uraufführung von Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ verbindet der Philharmonische Chor ein pädagogisches Projekt mit einem ambitionierten Konzertprogramm, das den Weg des Komponisten von der Spätromantik über die freie Atonalität zur Zwölftontechnik zeigt. Das nunmehr achte Schülerprojekt des Philharmonischen Chores strebt dabei Fächer übergreifend eine Verbindung von Musik, Literatur, Bühnenbau und Pantomime an, analog zu Schönbergs Mehrfachbegabung als Komponist, Maler und Schriftsteller.
Die Elisabeth-Selbert-Gesamtschule ist hier in mehrfacher Hinsicht eingebunden:
Bereits im Frühjahr gestaltete der 11. Jahrgang im Rahmen einer Projektwoche Kulissen für die Aufführung des „Pierrot lunaire“ im Kammermusiksaal des Beethovenhauses am 27.10.2012. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich unter der Leitung der Kunstlehrerinnen Monika Blachmann, Jutta Schäfer und der Koordinatorin Dr. Eva de Voss engagiert mit den schwierigen Texten des Werks auseinander und fanden eindrucksvolle Lösungen für die bildnerische Wiedergabe von dessen symbolistischer Metaphorik.
Zu Beginn des neuen Schuljahrs nahm unter der Leitung von Marianna Ernst und Dr. Eva de Voss ein Literaturkurs seine Arbeit auf, der ebenfalls in das Projekt eingebunden ist: Er beschäftigt sich mit Teilen des Kernpersonals der italienischen Commedia dell’arte, mit der „Urform“ des Pierrot (hier: Pedrolino/Pagliaccio) und mit dessen „Geschwistern“ Arlecchino und Colombina.
Nach eingehender Recherche zur Commedia dell’arte, einer den Schülerinnen und Schülern völlig unbekannten, aber literarisch außerordentlich wichtigen Form des Dramas, entstehen mithilfe vielfältiger Schreibmuster Texte, die den Eigentümlichkeiten der Charaktere nachspüren und auch das uralte ergiebige Thema der unglücklichen Liebe („Die Frau zwischen zwei Männern“) in vielfältiger Form beleuchten. Eine Auswahl hiervon wird im Programmheft zum Schönbergporträt zu lesen sein.
Am 26.10.2012 werden in Form eines vom künstlerischen Leiter Thomas Neuhoff moderierten Gesprächskonzerts alle Schüleraktivitäten in der Aula der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule zusammengeführt: Neben den Kulissen zum „Pierrot lunaire“ und der Präsentation von Arbeiten zur Commedia dell’arte werden Schüler und Schülerinnen der Sekundarschule Wachtberg/Berkum unter der Leitung des Pantomimen und Theaterpädagogen Géza Melczer-Lukács eine Pantomime aufführen, denn Pierrot ist eine seit dem 19. Jahrhundert durchweg pantomimisch agierende Figur. Der LK Musik vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium beschäftigt sich mit dem Komponisten Schönberg und lässt Kompositionen hören, die er unter der Leitung von Thomas Neuhoff und dem Fachlehrer Thomas Busch im Stil der Zwölftontechnik verfasst hat.
Die Mitwirkenden des Komponistenporträts am 27.10., darunter die Sängerin Alison Browner und die Interpretin des „Pierrot lunaire“, Ingrid Schmithüsen, werden auch anwesend sein. Sie geben den Anwesenden, natürlich auch Schülerinnen und Schülern aller beteiligten Schulen, Kostproben der neuartigen Musik Schönbergs, die Thomas Neuhoff in seiner Moderation zum besseren Verständnis kommentieren wird.
Eva de Voss