(18.6.2012) Es geht an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule (ESG) lebendiger und bunter zu als dies ohnehin der Fall ist. Grund: Bereits zum dritten Mal besuchen französische Austauschschüler des Collège Roland Dorgelès aus dem Pariser Stadtteil Montmartre unsere Gesamtschule. Anlass genug, sich in einem Interview mit den französischen Schülerinnen Lena und Louisa über Ihre Eindrücke an unserer Gesamtschule auszutauschen und diese mit ihrem eigenen Schulalltag in Frankreich zu vergleichen.
ZF: Wie sieht ein Tag an Eurer Schule aus?
Lena (14 Jahre): Die Schule fängt um 8 Uhr an, dann haben wir zwei Stunden Unterricht in der Klasse. Danach gibt es 15 Minuten Pause und dann wieder zwei Stunden Unterricht. Die sich anschließende Mittagspause dauert 1 ½ Stunden. Wir gehen dann in der Mensa essen – doch das schmeckt meistens nicht gut (kein Salz, kein Geschmack, das Fleisch ist kalt. Deswegen gehen einige in dieser Zeit nach Hause).
Um 13:30 Uhr geht der Unterricht mit zwei Stunden weiter, dann gibt es eine 15minütige Pause, woran sich eine Stunde Unterricht anschließt. Der Schultag geht also bis 16:30 Uhr.
ZF (Zickgraf): Wie sieht im Vergleich dazu ein Schultag an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule aus?
Louisa (14 Jahre): Es ist lauter, die Pausen sind länger und die Schüler haben mehr Freiheit im Unterricht. Auch ist der Schultag kürzer und es gibt weniger Hausaufgaben. Im Unterricht gibt es ein größeres Durcheinander.
ZF: Sind die Lehrer an eurer Schule strenger?
Louisa: Es gibt auch bei uns Lehrer, die ihren Laden nicht im Griff haben.
Lena: Die Stunde bei Herrn Wessel war interessant: Die Schüler waren interessiert, haben sich viel beteiligt und ein akzentfreies Französisch gesprochen.
ZF: Was macht eine gute Unterrichtsstunde aus?
Louisa: Wichtig ist, dass die Schüler an der Stunde teilnehmen, diskutieren und ihre Interessen in den Unterricht einbringen können.
ZF: Wie wird denn der Schultag – angesichts von so viel Unterricht – aufgelockert?
Lena: Es gib montag- und mittwochnachmittags Angebote in Gymnastik oder Basketball. Die sind freiwillig und fast kostenlos.
ZF: Was habt ihr außerhalb der Gesamtschule für interessante Eindrücke bzw. Erfahrungen gesammelt?
Louisa: Mir haben die Schiffstour nach Königswinter und der Ausflug ins Siebengebirge gefallen. Wir waren auch im Museum und haben interessante Exponate wie alte Autos gesehen.
ZF: Welche Eindrücke habt ihr von Deutschland?
Lena: Es ist anders. Im Vergleich zu Paris ist Bonn sehr sauber und die Qualität der Verkehrsanbindung hat mir auch gefallen. Mir hat die Rheinaue sehr gut gefallen.
ZF: Wir gefällt es euch bei den Gasteltern?
Lena: Der Stiefvater in meiner Gastfamilie ist sehr nett und gibt sich viel Mühe sich mit mir zu unterhalten.
Louisa: Bei mir ist es schwieriger: Meine Gastmutter spricht weder Englisch noch Französisch.
ZF: Welche positiven Erfahrungen verbindet ihr mit dem Schüleraustausch?
Lena: Wir haben neue Freunde gewonnen und ein neues Land kennen gelernt. Es ist eine andere Lebensform.
Louisa: Das Essen ist hier anders – etwas fettig und die Getränke enthalten immer Kohlensäure.
ZF: Hat sich euer Bild von Deutschland durch den Schüleraustausch geändert?
Louisa: Die Klischees von Deutschland haben sich eher bestätigt, eben das fette Essen, die Leute, die Sandalen mit Socken tragen, das Bier (lacht).
Lena: Auch meine Vorurteile sind überwiegend bestätigt worden.
WL (Wessel): Welche Eindrücke habt ihr von der Fußballeuropameisterschaft?
Louisa: Überrascht hat mich die starke Beflaggung, das gibt es so in Frankreich nicht, wo höchstens die Busse oder öffentliche Gebäude beflaggt sind! Mich hat gewundert, dass man die Ergebnisse der Spiele in den U-Bahnen auf Bildschirmen lesen kann. Die Menschen sind hier in Deutschland auf den ersten Eindruck nicht so nett. Doch wenn man sie näher kennen lernt, sind sie freundlich.
WL: Ist das Public Viewing auch in Frankreich angesagt?
Lena: In Frankreich ist das Public-Viewing nicht so verbreitet und wenn, dann sieht man da viel mehr Männer als Frauen.
ZF: Letzte Frage: Welche Bedeutung hat die Schulbildung für den Erfolg im Leben?
Lena: Sie ist sehr wichtig, um später Erfolg im Leben zu haben.
Louisa: Sie legt die Grundlagen für den beruflichen Erfolg.