(27.3.2012) Die Klasse 7d liest zur Zeit das Buch „Lauf , Junge, Lauf“ von Uri Orlev. Die authentische Geschichte des neunjährigen polnischen Juden Srulik, geflüchtet aus dem Warschauer Ghetto, untergetaucht in den Wäldern, erlebt Menschen, die ihm beim Überleben helfen und solche, die ihn verraten…
Die Erlebnisse Sruliks beschäftigen, erschrecken, verwundern die 28 Mädchen und Jungen der 7d. Kann man so viel Grausamkeit ertragen? Kann man so viel Einsamkeit ertragen? Kann man irgendwann wieder ein normales Leben führen? Was wissen unsere Großeltern zu erzählen?
Christina, eine Schülerin der 7d, drückt mir gestern ein Buch in die Hand: „Da hat mein Opa was drin geschrieben“. 24 Stunden später sitzt der Opa neben seiner Enkelin in der Klasse, vor sich das Buch, in dem Zeitzeugen von ihren Kriegserlebnissen berichten, u.a. Horst Wegner, Jahrgang 1929. Er beschreibt den aufmerksam zuhörenden Schülern, wie er im Februar 1945, 14jährig, mit seinen Eltern auf der Flucht vor den Russen wohl die schlimmste Stunde seines Lebens verbrachte. Mit Hunderten von Flüchtlingen in einer Schule sind sie einem einstündigen Bombardement ausgesetzt. Eine Hörbeeinträchtigung ist noch das Geringste, was er an Schrecklichem erlebt. Vater und Mutter werden bei dem Angriff getötet. Horst Wegner überlebte in einem Aschenbehälter.
Wie der 9 jährige elternlose Srulik aus dem Buch schlägt er sich jetzt mit einem gefundenen Rucksack, der einen Klumpen Schmalz enthält, nach Bayern durch zu einem verheirateten Bruder.
Horst Wegner hat mit seinen Beiträgen die Schüler an einem Stück unrühmlicher Geschichte teilnehmen lassen. „Haben Sie danach noch lange Alpträume gehabt?“, will Tom wissen. Ja, das hat Herr Wegner und doch hat er den Humor und das Lachen nicht verlernt. ( BT)